⚡️ HWS-Verletzungen
1 Bandapparat mit Elefantengedächtnis
1.1 Der Lauf des Lebens
Im Laufe des Lebens erlebt fast jeder Mensch Situationen, die seinen Körper physisch stark belasten. Insbesondere durch Unfälle (v. a. Autounfälle!), Stöße, Stürze, Schläge und andere Gewalteinwirkungen aller Art und Heftigkeit entstehen die unterschiedlichsten Arten von Makro- und Mikroverletzungen am Knochengerüst und an den Weichteilen.
In vielen Fällen betreffen solche Ereignisse auch die Wirbelsäule und deren haltende Weichteile (Bänder, Faszien und Muskeln). Bei heftigen Überlastungen oder einem Trauma an diesen Körperteilen können die Folgen schwerwiegend und dauerhaft sein. Denn Schäden am Bandapparat der Wirbelsäule sind in der Regel nicht mehr rückgängig zu machen. Werden diese Bänder stark überdehnt, bleiben sie es (mehr oder weniger) ein Leben lang! Sie ziehen sich nicht wieder zusammen, wie es etwa ein Gummiband tut. Man könnte auch sagen: die Wirbelsäule hat »ein Gedächtnis wie ein Elefant«, denn sie vergisst nichts. In der Folge kann eine solche Überdehnung der Bänder dann an der betroffenen Stelle zu einer dauerhaften Instabilität führen!
🆘 Durch überdehnte Bänder kann in der betroffenen Körperregion eine dauerhafte Instabilität entstehen. (vgl. Kuklinski, Das HWS-Trauma, 2006).
1.2 Ausgeflippte Wirbel
Ist die obere Halswirbelsäule (HWS) betroffen, kann sich dies auch auf die Hirnnerven auswirken, die dort durch den Wirbelkanal verlaufen. Die überdehnten Bänder können u. U. nicht mehr in der Lage sein, die Wirbel fest in ihrer normalen Position zu halten. Diese haben dann einen zu großen Bewegungsspielraum und »wandern« mit der Richtung der vorherrschenden muskulären Zugspannung immer wieder aus ihrer Mitte heraus. Über die Hirnnerven senden die verletzten Muskeln, Faszien und Bänder dann unablässig Signale über ihre Fehlposition an das Gehirn und lösen dadurch die verschiedensten Symptome aus.
🆘 In schwereren Fällen können die Nerven im Wirbelkanal lage- oder bewegungsabhängig nicht nur irritiert, sondern komprimiert werden und dadurch in großen Stress geraten. Sie fassen die gegebene Situation als lebensbedrohliche Gefahr auf und senden »Notsignale« zum Gehirn. Dies kann zu noch schwerwiegenderen Symptomen im Kopfbereich führen, und sogar zu körperweiten Störungen im Zellstoffwechsel in Form von Mitochondriopathien.
2 Folgen von HWS-Verletzungen
2.1 Beschwerden im Kopfbereich
Die durch HWS-Traumata ausgelösten Beschwerden können äußerst vielfältig sein. Da sie oft zeitlich verzögert, und in ganz unterschiedlichen Bereichen und an verschiedenen Organen auftreten, werden sie häufig von Patienten und Ärzten gar nicht mit den ursprünglichen HWS-Verletzungen in Verbindung gebracht (vgl. Kuklinski, Das HWS-Trauma, 2006).
Die HWS befindet sich in unmittelbarer Nähe des Kopfes, und durch die Hals- (Spinal-) und die Hirnnerven ist sie mit diesem direkt verbunden. Daher treten nervenbasierte Folgen von HWS-Schädigungen vor allem am Kopf auf. Die nachfolgend genannten Symptome sind typische Beispiele solcher Folgen (Reihenfolge alphabetisch):
⚡️ Durchblutungsstörungen
⚡️ Gleichgewichtsprobleme
⚡️ Heiserkeit
⚡️ Hörprobleme
⚡️ Kopfschmerzen, Migräne
⚡️ Nackenschmerzen, Nackenverspannungen
⚡️ Schluckbeschwerden
⚡️ Schwindel (evtl. mit Übelkeit)
⚡️ Sehstörungen (Schleier, Verschwommensehen, Mouche volantes)
⚡️ Tränensäcke (vor allem morgens)
⚡️ Trigeminusschmerzen
2.2 Körperweite Beschwerden
Werden solche instabilen Verhältnisse an der HWS, und evtl. vorhandene Auswirkungen entlang der Hirnnerven, nicht behandelt oder falsch therapiert, können sich auf dieser Basis körperweite, chronische Erkrankungen in Form einer sekundären Mitochondriopathie ausbilden. Hierzu zählen u. a. (in alphabetischer Reihenfolge):
⚡️ Allergien
⚡️ chronische Müdigkeit bzw. Erschöpfung
⚡️ Fibromyalgie (»Weichteil-Rheumatismus«)
⚡️ Gelenkbeschwerden
⚡️ Extrasystolen (»Herzstolpern«), Herzrasen
⚡️ LWS-Beschwerden
⚡️ Nahrungsmittel-Intoleranzen
⚡️ Restless-Legs-Syndrom
⚡️ Schlafstörungen (lageabhängig)
⚡️ Reflux (»Sodbrennen«)
⚡️ Unverträglichkeit von Alkohol
2.3 Ansätze der mitochondrialen Therapie
Aufgrund der Vielfalt und der Diffusität der Beschwerden, und auch der Tatsache, dass diese oft nicht direkt mit dem auslösenden Ereignis in Zusammenhang zu bringen sind, ist eine unvoreingenommene und umfassende Anamnese äußerst wichtig. Ärzte und Therapeuten müssen hier ganzheitlich und mit viel Weitblick agieren, und die Ursachen in allen Lebensbereichen des Betroffenen vermuten, damit sie derartige Schäden und mögliche Folgeschäden als solche erkennen können.
Wenn eine HWS-Instabilität gesichert diagnostiziert wurde, ist es unbedingt notwendig, weitere schädliche Belastungen bzw. Überlastungen zu vermeiden. Dies heisst für Betroffene, ein Umdenken in Richtung einer generell HWS-schonenden Lebensgestaltung zu entwicklen. Insbesondere belastende bzw. überlastende Tätigkeiten aus schwerer Arbeit, »waghalsigen« (sic!) Sportarten und gefährlichen Hobbies etc. müssen möglichst weitgehend vermieden werden.
Aber auch die Sicherung einer hohen Nachtschlafqualität steht für Betroffene ganz oben auf der Maßnahmenliste. Hierzu muss die instabile HWS so gelagert werden, dass die Wirbel im Liegen möglichst keine Verkantungen oder Schieflagen erfahren. Dies kann in aller Regel nur mit einem individuell passenden, stabilisierenden Nackenkissen* erreicht werden.
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Zusätzlich sollten individuell geeignete Verfahren der Körpertherapie angewendet werden, mit denen der Halteapparat der HWS-Region spannungsfrei gehalten werden kann. Das oberste Ziel ist hier ausdrücklich nicht die Festigung, sondern die Spannungsfreiheit.
🆘 Eine zusätzliche Festigung (»Kräftigung«) der u. U. zu wenig haltenden Muskulatur mit »Krafttraining« sollte in jedem Fall individuell abgewogen, therapeutisch betreut, und vor allem sehr vorsichtig erfolgen, da nicht geeignete Therapieformen und zu hohe Belastungen hier zusätzlich großen Schaden anrichten können.
3 Weitere Informationen
📖 »Das HWS-Trauma« (B. Kuklinski, 2006)
🔗 Wackelköpfchen (S. Theisen-Diether)
🔗 Nackenkissen abc (Blog)*
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