🥖 Nahrungsmittel-Intoleranzen
1 Was sind Nahrungsmittel-Intoleranzen?
Bei einer Nahrungsmittel-Intoleranz reagiert der Körper auf den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel mit deutlichen Symptomen. Sie zeigen an, dass diese (bzw. bestimmte Bestandteile) offensichtlich nicht gut vertragen werden. Es handelt sich aber nicht um eine Abwehrreaktion über das Immunsystem im Sinne einer Allergie, sondern um anders gelagerte, z. T. »pseudoallergisch« genannte Reaktionen auf das Eindringen bestimmter Substanzen in eine verletzte Darmoberfläche.
Die Symptome einer Intoleranz betreffen naturgemäß vor allem den Verdauungstrakt, insbesondere den Darm. Sie können aber auch äußerlich an Haut und Schleimhäuten auftreten, oder systemische (körperweite) Symptome hervorrufen, z. B. bei Histamin-Intoleranz. Die Effekte können kurzfristig, d. h. gleich nach dem Verzehr, auftreten, aber durchaus auch verzögert und länger anhaltend. Und sie können von ganz unterschiedlicher Art und Intensität sein. Häufig sind es Blähungen, Meteorismus, Schmerzen, Krämpfe, Verstopfung oder Durchfälle.
Die auslösenden Substanzen sind nicht die Nahrungsmittel als Ganzes, sondern einzelne Bestandteile, insbesondere Eiweiße (Proteine), Kohlenhydrate (Saccharide) oder biogene Amine. Die häufigsten vorkommenden und daher bekanntesten Intoleranzen sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
🥛 Caseinintoleranz
🍎 Fructoseintoleranz
🌾 Glutenintoleranz
🍷 Histaminintoleranz
🥛 Laktoseintoleranz
WICHTIG ❗️ Intoleranzen ähneln zwar denen einer Allergie, weil sie nach dem Verzehr von Nahrungsmitteln auftreten, sie rufen aber keine echte allergische Reaktion des Immunsystems hervor. Man ist also nicht in der Gefahr, z. B. einen allergischen Schock zu erleiden.
Intoleranzen sind selbst keine Mitochondriopathien, wohl aber deren Folge. Es liegt ihnen immer eine ursächliche Erkrankung anderer Art zugrunde, die nach Erkenntnissen der Mitochondrien-Medizin in einer Mitochondriopathie begründet ist.
🆘 Werden Unverträglichkeiten nicht ursächlich therapiert, können im Zeitverlauf schleichende bzw. stille Entzündungen (»silent inflammations«) entstehen, die körperweite, schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.
2 Entstehung von Intoleranzen
2.1 Vererbte Intoleranzen
In spezifischen Fällen können Intoleranzen genetisch bedingte Ursachen haben, wie z. B. bei der Zöliakie (auch: glutensensitive Enteropathie). Bei dieser Autoimmun-Erkrankung besteht eine Unverträglichkeit gegen Gluten bzw. einer Fraktion von Proteinen, dem Gliadin.
2.2 Erworbene Intoleranzen
In den meisten Fällen werden Intoleranzen gegen Nahrungsmittel aber im Laufe des (frühen) Lebens erworben. In der Zeit der Schwangerschaft und der ersten zwei Lebensjahre werden diesbezüglich die Weichen gestellt. In dieser sogenannten immunprägenden Phase baut der kindliche Körper seine Darmmikrobiota und damit einen wesentlichen Teil seines Immunsystems auf (▸ vgl. hierzu auch die Seite zu Allergien).
Entscheidenden Einfluss hat dabei logischerweise die dem Kind zugeführte Nahrung und deren Zusammensetzung. In der Schwangerschaft ist dies die Nahrung der Mutter. Ernährt sich die Mutter schon während der Schwangerschaft naturbelassen, schadstofffrei und allergenarm (d. h. vor allem ohne stark glutenhaltige Getreide und Fremdmilchprodukte), ist dies die beste Voraussetzung, dass das werdende Kind ein normal reagierendes Immunsystem entwickelt. Nach der Geburt, in der Stillzeit, ist die Muttermilch der entscheidende Faktor. Sie ist die naturgegebene, artgerechte Form der Säuglingsnahrung, denn sie enthält in natürlicher Form alle notwendigen Vitalstoffe, die das Kind braucht – vor allem auch die so wichtigen Antikörper (v. a. Immunglobulin A), welche die Voraussetzung für die Ausbildung einer angemessenen Immunreaktion sind.
WICHTIG ❗️ Deshalb ist es erstrebenswert, das Stillen als natürlichen und optimalen Weg der Kindesernährung möglichst lange (mindestens sechs Monate, maximal zwei Jahre) aufrechtzuerhalten (vgl. Schmidt/Schnitzer, Allergie und Mikrobiota, 2017).
Aus verschiedenen Gründen bekommen viele Säuglinge aber schon sehr viel früher oder zusätzlich »Anfangsnahrung« in Form von industriell hergestellten Milchpulvern auf Basis von tierischen oder pflanzlichen Eiweißen. Diese Produkte bestehen in der Regel aus verarbeiteter Kuhmilch, oder auf Soja (hypoallergene HA-Nahrung). Als »Typ 1« oder «Typ 2« können sie auch noch weitere Zusatzstoffe enthalten, z. B. Stärke, Saccharose (Zucker), Maltodextrin (Zucker), Vitamine, Mineralstoffe und pflanzliches Öl.
🆘 Die tierischen und pflanzlichen Eiweiße von »Säuglings-Anfangsnahrung« stellen für das Immunsystem des Kindes Fremd-Eiweiße dar, da sie nicht menschlichen Ursprungs sind.
Werden solche »Fremdmilchen« nun bereits in den ersten Lebensmonaten gegeben, bekommt der Säugling viel zu früh Erstkontakt mit Substanzen, die für ihn noch Fremdstoffe darstellen, weil sein Immunsystem darauf noch nicht trainiert ist. Zudem ist die Darmschleimhaut des Kindes noch durchlässig und noch nicht vollständig mit der Mikrobiota ausgestattet. Dadurch wirken die Eiweiße von Fremdmilchen stark allergen und gelangen »unkontrolliert« in den Blutkreislauf.
🆘 Dies kann dann eine Kaskade von Abwehrreaktionen auslösen, die sich in den »üblichen« darmassoziierten Folgeproblemen äußern (üble Stuhlveränderungen, Blähungen, »Dreimonatskoliken«) und vom Kind durch gehäuftes Schreien geäußert werden (vgl. Schmidt/Schnitzer, Allergie und Mikrobiota, 2017)
2.3 Das »leaky gut«-Syndrom
Wird dann im weiteren Lauf des Lebens weiterhin eine stark fremdeiweißhaltige und denaturierte Ernährung aufrecht erhalten (durch getreide- und fremdmilchlastige Kost und industriell verarbeitete Produkte), kann dies schließlich zu einer nachhaltigen Schädigung der Darm-Mukosa (leaky-gut-Syndrom)* führen. Alle (problematischen) Substanzen, die über den Darm aufgenommen werden (Nahrungsbestandteile, Zusatzstoffe, Medikamente, Gifte usw.), können dann ungehindert in die tieferen Schichten der Darmschleimhaut eindringen. Das Immunsystem wird dadurch nachhaltig gestört, und es etablieren sich chronisch-entzündliche Prozesse, die sich über den Blutkreislauf verbreiten und letztendlich als Mitochondriopathien an den verschiedensten Organen im ganzen Körper zeigen können (auch am Nervensystem und dem Gehirn!).
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3 Traditionelle Therapie
Die oftmals diffusen Symptome einer Intoleranz führen dazu, dass vielen Patienten nicht einmal die Anerkennung ihrer Leiden zuteil wird. Die Beschwerden werden nicht selten als psychosomatisch verurteilt, Betroffene als Hypochonder und Marketing-Opfer (z. B. für laktosefreie Produkte) abgestempelt. So laufen viele Patienten verzweifelt von Arzt zu Arzt, letztlich ohne Aussicht auf Hilfe oder gar echte Heilung.
Wenn körperliche Beschwerden als Intoleranzen (an)erkannt werden, fehlt aber trotzdem in vielen Fällen ein entsprechendes konzeptionelles therapeutisches Handeln, das an den Ursachen ansetzt. Oft wird in solchen Fällen die Verlegenheitsdiagnose »Reizdarm-Syndrom« gestellt, Auf dieser »dünnen« Grundlage werden dann verschiedenste Medikamente verordnet (z. B. Abführmittel, Antihistaminika, Antibiotika oder sogar Antidepressiva). Alle diese Medikamente aber können nicht heilen, wenn die zugrunde liegende Ursache für die Intoleranzen unbehandelt bleibt. Im schlimmsten Fall können sich dadurch bestehende Beschwerden sogar verschlimmern (▸ siehe oben).
4 Therapieansätze der mitochondrialen Medizin
4.1 Umfassende Diagnosen
Obwohl die Mitochondrien-Medizin Unverträglichkeiten richtigerweise als mittelbare, späte Folge mitochondrialer Schädigungen erkannt hat, ist es auch zu Beginn einer Mitochondrien-Therapie angebracht, zunächst den akuten Folgebeschwerden zu begegnen, um dann in weiteren (evtl. parallel ablaufenden) Schritten die tiefer liegenden Ursachen anzupacken.
Am Beginn der mitochondrialen Therapie steht daher zunächst eine umfassende Diagnose der direkten Auslöser der Unverträglichkeiten. Schließlich muss man »seine Feinde kennen, bevor man sie bekämpft« oder ihnen, noch besser, »kampflos aus dem Weg geht«. Folgende Ermittlungs- und Diagnoseverfahren können hier zielführend eingesetzt werden:
⚗️ Ermittlung Fructose-Malabsorption → Wasserstoff-Atemgasanalyse
⚗️ Ermittlung Histaminintoleranz (HIT) → Eliminationsdiät, Laboranalytik
⚗️ Ermittlung Lactose-Unverträglichkeit → Wasserstoff-Atemgasanalyse
⚗️ Zustand der Mikrobiota, Darmdurchlässigkeit → Stuhluntersuchung
⚗️ Ermittlung Reaktionsstärke auf Nahrungsmittel → IgG4-Screening ⤵️
🗣 MITO MAN meint: Das Ergebnis eines »IgG4-Nahrungsmittel-Screenings« (ein Beispiel finden Sie hier) gibt Auskunft über das Maß der Sensibilisierung bzw. Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Nahrungsmittelbestandteile. Als Instrument zur konkreten Bestimmung von Unverträglichkeiten ist er unter Fachleuten aber sehr umstritten. Viele Ärzte und Therapeuten lehnen ihn als nicht zielführend ab, und meinen, die Ergebnisse verführen verunsicherte Patienten zu unnötigen Geldausgaben und veranlasse sie, zu umfangreiche und nicht durchhaltbare Auslassdiäten durchzuführen.
Ich bin der Meinung, dass ein IgG4-Screening als Diagnose-Instrument durchaus seine Berechtigung hat. Denn es gibt ja eine Rückmeldung über die Heftigkeit, mit der das Immunsystem insgesamt auf verschiedenste Substanzen reagiert – und im Falle einer heftigen Vielfach-Reaktion zeigt es dadurch ziemlich deutlich an, dass der Darm bereits durchlässig geworden ist!
Entscheidend ist es meines Erachtens, dass der behandelnde Therapeut seine Patienten sachlich darüber aufklärt, was ein vielfach positiver Befund für sie bedeutet, dass er mit ihnen gemeinsam die therapeutisch richtigen Schritte bespricht, und diese schließlich systematisch begleitet. Was nicht passieren darf, ist, dass solche Befunde zu Pauschalaussagen führen wie z. B. »Das dürfen Sie nun zukünftig alles nicht mehr essen«. Hier ist der Therapeut gefragt, akzeptable, differenzierte Eliminations- und Rotationsempfehlungen zu machen (▸ siehe Folgeabschnitt), und parallel die wahrscheinlich gebotene Darmsanierung einzuleiten.
ℹ️ Eine relativ neue Alternative zu den Standard IgG4-Nahrungsmittel-Screens ist der Allergix® IgG-Antikörper-Test. Dieser schließt falsch positive Ergebnisse aus und vermeidet somit unnötige Karenzen – ist aber leider auch sehr teuer.
4.2 Nahrungsmittelkarenz
Sind die vermutlich ursächlichen Substanzen (hoffentlich korrekt und vollständig) ermittelt, ist der erste und wichtigste Therapieschritt ein logischer – und eigentlich auch recht simpel: die Nahrungsmittel, die offensichtlich zu den größten Beschwerden führen, werden mittels einer abgestuften Eliminations- und Rotationssystematik für eine bestimmte Zeit schlicht und einfach … gemieden (Nahrungsmittelkarenz). Nur so hat die Darmschleimhaut die Chance, sich vom »Beschuss« mit den Auslösern zu erholen und zu regenerieren.
Aber wenn jemand behauptet, etwas sei schlicht und einfach oder ganz simpel, dann ist das oft leider doch nicht so. Tatsächlich ist die systematische und gezielte Karenz bestimmter Nahrungsmittel oft gar nicht so einfach, da …
⚡️ … selbst umfangreiche Diagnosen nicht immer eindeutig zur konkreten Identifikation der übelsten Verursacher führen (▸ siehe oben, Abschnitt 4.1).
⚡️ … wie schon erwähnt, oft eine größere Anzahl unverträglicher Substanzen festgestellt werden (die man nur unter hohem systematischen Aufwand meiden kann).
⚡️ … man oft nicht genau erkennen kann, in welchen Nahrungsmitteln der auslösende Stoff überall enthalten ist.
⚡️ … insbesondere bei Kindern die strikte Einhaltung und eine lückenlose Kontrolle der Karenz kaum möglich ist.
WICHTIG ❗️ Dennoch ist Nahrungsmittelkarenz als erster Therapieschritt ein ganz entscheidender, verschafft er doch bei strikter Einhaltung nicht nur recht schnell Linderung, sondern gibt den Betroffenen auch recht eindeutig Rückmeldung darüber, ob sie mit der Meidung einer bestimmten Substanz einen »Treffer« gelandet haben.
4.3 Darmschleimhaut reparieren
4.3.1 Milieustudien
Die zweite Säule der mitochondrialen Therapie bei Unverträglichkeiten ist die Reparatur der Folgeschäden, die das Eindringen der unverträglichen Substanzen im Darm bereits verursacht hat, also die Heilung der durchlässig gewordenen Darmschleimhaut, des »leaky gut«.
Damit die Schleimhaut eine Chance hat, zu gesunden, muss eine ausgewogene Zusammensetzung der Mikrobiota vorliegen. Dies bedingt ein eher saures Milieu, in dem die »guten« (gesunden) Bakterien die »bösen« (krank machenden) zahlenmäßig in Schach halten, damit jene keine zu großen Mengen an Schadstoffen (z. B. Ammoniak (NH3) ) produzieren können. Wenn Unverträglichkeiten vorliegen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass hier starke Dysbalancen vorliegen. Da diese sehr individuell sind, sollte auf jeden Fall per Stuhldiagnostik ein Profil der Mikrobiota erstellt werden (ein Beispiel für einen Musterbefund finden Sie hier). Auf der konkreten Grundlage eines solchen Profils können dann die individuell notwendigen Maßnahmen ergriffen werden.
4.3.2 Probiotika
Diese Maßnahmen bestehen, vereinfacht gesagt, im Wesentlichen darin, eine ausgewogene Mischung von »freundlichen« und »schädlichen« (pathogenen) Bakterienstämmen herzustellen, und so ein gesundes, Schleimhautmilieu zu erreichen (»Milieustabilisierung«). Hierzu werden Präparate mit »guten«, probiotisch wirkenden Bakterienstämmen eingesetzt, da diese in einem kranken Schleimhautmilieu oft nicht in ausreichender Zahl vorhanden sind. Je nach Befund und Therapieziel können hier zum Einsatz kommen (Reihenfolge alphabetisch):
🦠 Bifidobakterien
🦠 Enterococcus faecalis
🦠 Escherichia Coli
🦠 Laktobazillen (Milchsäurebakterien)
Die Auswahl der einzelnen Bakterienstämme richtet sich dabei nach der gewünschten Wirkrichtung. Es gibt protektive (schleimhautschützende), und immunmodulierende (Immuntoleranz regelnde) Stämme. Oft werden zunächst protektiv wirkende Mischungen verabreicht, und nach Stabilisierung des Schleimhautmilieus eher immunmodulierend wirkende (vgl. Schmidt/Schnitzer, Allergie und Mikrobiota, 2018).
Ist das Schleimhautmilieu wieder halbwegs stabil, kann man versuchen, die Regeneration der Darmschleimhaut mit Mikronährstoffen gezielt zu unterstützen. Innerhalb eines solchen Aufbauprogramms können u. a. folgende Substanzen wirkungsvoll eingesetzt werden (Reihenfolge alphabetisch):
💊 essentielle Fettsäuren (insb. Omega 3-Fettsäuren) → antientzündlich
💊 Vitamin C → Antioxidans, Schutz der Darmschleimhaut, multifunktional
💊 Curcumin → antientzündlich
💊 L-Glutamin → Immunabwehr, Barriereaufbau
💊 Pantothensäure (Vitamin B5) → Schutz des Schleimhaut-Immunsystems
💊 Zink → Antioxidans, multifunktional
WICHTIG ❗️ Beim Wiederaufbau der Darmschleimhaut können insbesondere auch Präparate mit Lecithin sehr gut wirksam sein (vgl. z. B. hier*).
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4.3.3 Präbiotika
Als Präbiotika bezeichnet man bestimmte Substanzen in der Nahrung, die für den Menschen zwar nicht verdaulich sind (»Ballaststoffe«), aber trotzdem einen essentiellen Teil des Stoffwechsels darstellen und an der Darmschleimhaut wichtige Funktionen erfüllen, z. B. diese mit Nährstoffen zu versorgen und den Bakterien der Mikrobiota als Nährstoffgrundlage zu dienen. Zudem regulieren Präbiotika den pH-Wert im Darm und verhindern dadurch die Besiedlung mit ungünstigen, krank machenden Keimen. Anders ausgedrückt, sie schaffen damit die Voraussetzung für ein günstiges Schleimhautmilieu, und sind eine Art »Besiedlungshilfe« für eine gesunde Mikrobiota.
Präbiotika werden deshalb heute auch als relevanter Therapiebaustein bei allen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gesehen. Zum Einsatz kommen vor allem kurzkettige Kohlenhydrate. Meistens sind es unterschiedliche Arten von Sacchariden (Zucker) wie z. B. (Reihenfolge alphabetisch):
💊 Fructane
💊 Inulin → Erhöhung der Anzahl Bifidobakterien (Dickdarm)
💊 Lactulose → Senkung pH-Wert, Senkung Ammoniakbelastung
💊 Oligofructose → Erhöhung der Anzahl Bifidobakterien
💊 Raffinose
💊 resistente Stärke
💊 Zellulose
Um die Zufuhr präbiotisch wirkender Substanzen zu erhöhen, kann man natürlich auch auf den vermehrten Verzehr bestimmter Nahrungsmittel setzen, welche vergleichsweise viel davon enthalten, wie z. B.:
🥬 Chicorée
🥬 Hafer(flocken)
🥬 Hülsenfrüchte
🥬 Knoblauch
🥬 Lauch
🥬 Pastinaken
🥬 Schwarzwurzel
🥬 Spargel
🥬 Topinambur (⚡️Achtung: oft nicht gut verträglich!)
🥬 Zwiebeln
Da aber ein vermehrter Verzehr dieser Lebensmittel eher zu unsinnigen, belastenden Diäten führt, als zu einer Zufuhr präbiotischer Substanzen in therapeutisch benötigten Mengen, ist während einer Aufbautherapie die Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel sicherlich zielführender. Einige Quellen für empfehlenswerte Präparate finden sie ▸ auf der Seite Mito-Links.
WICHTIG ❗️ Die Stabilisierung des Mikrobiota-Milieus und der Wiederaufbau der Darmschleimhaut brauchen ihre Zeit! Dies gilt besonders, wenn noch weitere Faktoren Einfluss auf die Erkrankung nehmen, die parallel ebenfalls abgestellt werden müssen. Patienten müssen daher recht geduldig sein und mindestens eine mehrmonatige Therapiephase hierfür einplanen. Die Präparate sollten in dieser Phase also eher länger als zu kurz eingenommen werden, so dass sich eine stabile Lage ergibt und ein dauerhafter Erfolg gesichert ist.
4.4 Mitochondrien regenerieren
Wenn auch die vorangegangenen Schritte sicherlich allein schon durch die Vermeidung neuer Schadstoffbelastungen zu einer Entlastung der Mitochondrien beitragen, so ist ein stabiles und gesundes Darmmilieu nur die Voraussetzung für das Erreichen des eigentlichen Ziels: der Regeneration und Wieder-Vermehrung der Mitochondrien.
Für diesen entscheidenden Teil der Therapie sollte, soweit dies möglich ist, die gesamte Palette der Therapie-Säulen der Mitochondrien-Medizin bedacht werden. Dies sind (vgl. Kuklinski, Mitochondrien, 2015):
✅ Antientzündliche Maßnahmen
✅ Ernährungsumstellung
✅ Physikalische Therapie (Bewegungstherapie)
✅ Reduktion von toxischen Einflüssen
✅ Reduktion von oxidativem/nitrosativem Stress
✅ Verbesserung der Nachtschlafqualität
✅ Zufuhr von Antioxidantien und Mikronährstoffen
🆘 Ein oft übersehener Faktor bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten ist dauerhafter negativer Stress (Disstress). Auch hieraus kann eine unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen resultieren, die langfristig zu einer Mitochondriopathie führt.
4.5 Erfolgskontrolle
Nach einer ausreichend langen Phase des Schleimhaut-Wiederaufbaus und der mitochondrialen Therapie ist es ratsam, die Stärke der Reaktion auf die problematischen Nahrungsmittel in einem erneutem Antikörper-Test (▸ siehe Abschnitt 4.1) zu überprüfen. Bei einem positiven Therapieverlauf sollte die Immunreaktion dann deutlich geringer ausfallen als vor dem Beginn der Therapie.
5 Weitere Informationen
📖 »Allergie und Mikrobiota« (Schmidt/Schnitzer, 2017)
📖 »Autoimmunhilfe« (Koch, 2020)
🔗 »Unterschiede […] von Muttermilch und […] Säuglingsanfangsnahrung …« (BfR)
🔗 »Säuglingsnahrung: Wenn es ohne Muttermilch gehen muss« (fairberaten)
🔗 »Schweizerische Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI)«
🔗 »Symptome der Weizensensitivität« (Dr. Kirkamm)
🔗 »Milchallergie und Milchunverträglichkeit« (Dr. Kirkamm)
🔗 »Darmbeschwerden durch Fruktoseintoleranz« (Dr. Kirkamm)
📄 »Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten« (Flyer der Fa. biovis)*
📄 »Laktose-Unverträglichkeit: […]« (Ernährungsinformation der Fa. biovis)*
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